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Und das ist der Hügel, der dem berühmten Fußballstadion den Namen gab: der Bökelberg. (Foto: Friedhelm Reimann)
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Von Hügel keine Spur: Einer der berühmtesten Berge Deutschlands ist der Mönchengladbacher Bökelberg. (Foto: Dieter Wiechmann)
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Hügel für die Schlachtenbummler
Der Bökelberg ist einer der berühmtesten Berge Deutschlands weil er dem Fußballstadion seinen Namen gab.
Niederrhein. Hier ist es still, sehr still. Ein Mann führt seinen Hund aus, ein einzelner
Jogger. Viel Grün und ein riesiger, verlassener Parkplatz. Samstags ist das anders. Da wird hier um jeden Parkplatz gerungen, braucht man ein Heer von Platzanweisern, um die
Blechlawine in geordnete Bahnen zu lenken. Auf den Hügel wollen die Menschen dabei gar nicht. Sie wollen in das Stadion, dem die 61 Meter hohe Erhebung ihren Namen gab: den Bökelberg.
Entstanden ist der Berg durch die so genannte Verwerfungslinie der Krefelder und Venloer
Scholle. Sie bildete eine Hauptterrasse, wie es die Geologen nennen, und die ragt deutlich über ihre Umgebung hinaus.
Umgebung, das heißt in diesem Fall Niederrhein-Kaserne, Friedhof, die Autobahn 52, edle
Villen und eben besagtes Stadion, Heimstatt des VfL Borussia Mönchengladbach, der hier Fußballgeschichte schrieb. 1962 wurde das Stadion nach dem benachbarten Hügel benannt,
eben Bökelbergstadion. Dabei ist der Name abgeleitet von Buchengehölz, heißt es aus dem Stadtarchiv. Am Fuße des Berges verläuft immer noch eine alte Bahntrasse. Und dort, wo
heute die Kaiser-Friedrich-Halle die erste Adresse Mönchengladbachs abgibt, stand einst der Bökelbahnhof.
Aber was wäre der Bökelberg schon ohne Fußball? Das Stadion wurde hier ab 1914 gebaut
auf einer alten Kiesgrube. 1919 wurde es eingeweiht mit dem Spiel Westgegen Süddeutschland. 30 000 Zuschauer kamen
damals, und sahen einen 4:1-Erfolg der Gäste. Eine Tribüne gab es nicht, die kam erst 1965, als Borussia Mönchengladbach,
übrigens gemeinsam mit dem FC Bayern München, in die Fußball-Bundesliga aufstieg. 1954 hatte der Verein das Stadion an
die Stadt verkaufen müssen, nach dem ersten Pokalgewinn 1960 begann man mit der Sanierung, an deren Ende auch die neue Namensgebung stand. Aus "de Kull" (offiziell: Westdeutsches Stadion) wurde der Bökelberg.
Dort formte ein gewisser Hennes Weisweiler eine Mannschaft, die weltweit zum Synonym für Angriffsfußball, Fußball mit Herz
eben, wurde. Fünf Deutsche Meisterschaften folgten, der Gewinn des DFB-Pokal, des Uefa-Pokal, große Europacup-Schlachten wurden geschlagen. Der Bökelberg sah den Büchsenwurf, bei dem ein gewisser Herr Boninsegna durch sein
schauspielerisches Talent einen 7:1-Sieg der Borussen über Mailand zur Annullierung brachte, sah den Bruch eines Torpfostens mitten im Spiel.
Immer mal wieder wurde das Stadion umgebaut, doch über 34 500 Zuschauer kam man nicht hinaus. Große Pläne für eine
Erweiterung scheiterten an den Einsprüchen der Anwohner. Und so wird die Borussia im nächsten Jahr umziehen. In ein
neues, größeres, modernes Stadion am Rande der Stadt, im Nordpark. Ohne Berg, ganz flach, Niederrhein halt. Und der Bökelberg wird wieder seine Ruhe bekommen. Auch samstags.
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